Zeit für Bildung

von Tobias Miller

Wenn sich an den Bedingungen, unter denen Eltern einen Kita-Platz und Betreuungszeit bekommen, nichts ändern soll, warum werden dann jetzt in dem neuen Kita-Gesetz genau diese Passagen geändert? Weil sich eben etwas ändern soll. Es ist der Versuch aus dem System Kita noch ein wenig Finanz-Luft herauszuquetschen. Natürlich ist die Frage legitim, ob es gerechtfertigt ist, mit viel Steuergeld Kita-Zeiten zu finanzieren, die zwar genehmigt sind, aber oft gar nicht genutzt werden. Beispiele von Kitas, die nur Ganztageskinder aufnehmen und dann die Eltern bitten, ihre Kinder möglichst um 16 Uhr abzuholen, kennt jeder, der Kita-Kinder hat.
Aber dieser Trick ist für manche Einrichtung oft der einzige Weg, zu einer personell vernünftigen Ausstattung zu kommen. Und schließlich sollen die Kitas ja zu einer Art Vorschule in Berlin werden. Zumindest verspricht es das Kita-Bildungsprogramm. Der modernere Weg wäre, grundsätzlich allen Kindern - zumindest den Drei- bis Sechsjährigen - einen Ganztagesplatz anzubieten. Dann wäre man schon ganz dicht an der ganztägigen Vorschule.

Berliner Zeitung, 23.5.05


(C) 2006 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken